08.09.2021
PersönlichesAlltagsgeschichten

Ein Flöhchen im Bett

"Eine Mischung aus Schäferhund, Dackel und Ziege. Ja ... Das war er."

Der Regionalexpress war leer. Zum Glück. Denn ich habe  bei meinem ersten großen StadtausfIug seit Beginn des CoronaWahnsinns tatsächlich Berührungs- und Gewöhnungsschwierigkeiten an Menschen, die in Massen (aktuelle Definition: mehr als 5) auftreten.

Die Hinfahrt mit der S1 unter Streikbedingungen, weil wieder einmal ein EGO ver-rückt ist, mochte letzten Freitag gefühlt gar kein Ende nehmen und brachte uns doch nach knappen 2 Stunden an´s Ziel: Postdam Hbf.

Die HinBahn war (für mich zu) gut gefüllt. Die RückBahn zum Glück nicht. Ganz meinem Gewöhnungspegel entsprechend nur jeder 10te Sitz belegt. 

Nicht ganz.

Direkt hinter uns saß diese Stimme, die von einem Hund erzählte, der inzwischen über die Regenbogenbrücke gegangen sein musste. Ich konnte gar nicht anders als hinhören. Weil sie auffällig war. So voller Wärme.

Flöhchen muss einer dieser armen Hunde gewesen sein, denen nicht immer mit Liebe und Zuneigung begegnet wird. Seine Erfahrungen brachten ihm die Ziege in seine Mischung. Er war zickig. Alles hat seinen Grund ...

Eine Mischung aus Schäferhund und Dackel möchte ich mir rein biologisch nicht gerne vorstellen - aber mit dieser Beschreibung war das Bild gesetzt. Und ich glaube zu wissen, wie dieser Hund ausgesehen hat. Klassisch schön ist vermutlich anders.

Aber kommt es darauf an? Das frage ich. Mit einer eleganten Vizslahündin an meiner Seite, die ständig Kommentare erntet wie "Ohhhh. Du bist ja eine Hübsche."

Nein! Natürlich nicht.

Ihre Eleganz, ihre offensichtliche Schönheit begeistert mich natürlich und war - ich gestehe - auch ein Kriterium für diesen Jagdhund. Darüber wurde ich als erstes auf sie aufmerksam. Aber viel faszinierender finde ich alles, was in ihr steckt. Den Clown, die Tänzerin, das Seelchen. Unser Schäferhund-Mix Senta aus Kindertagen war auch nicht gerade bildschön. Aber - auch sie war ein Seelchen. Unser Seelchen ...

Flöhchen musste sich erst daran gewöhnen, dass seine schlechten Zeiten rum waren. Der "Herr Hintermir" hatte ihn offenbar aufgenommen. Er schien sich gut im Filmgeschäft auszukennen. Sprach von Filmhunden, die Antworten in Interviews bellten - zur Begeisterung des Publikums. WOHER Flöhchen kam, kam nicht raus. Gewusst hätte ich´s schon gern.

Aber eins kam ganz deutlich heraus - dieser Hund war klug. Und er hatte es fortan gut.

"Herr Hintermir" erlaubte Flöhchen, auf einer Decke an seinem Bettende Platz zu nehmen. Die Nacht dort zu verbringen. Er hatte ihm nur einmal die Erlaubnis gegeben und Flöhchen hatte sofort verstanden - es ist wirklich ok, wenn er dort weilte. Der kleine Mix genoss es sehr. Und war unendlich dankbar. Nie stand er auf, wenn ER nicht aufstand.

Flöhchen liebte dieses Ritual: "Herr Hintermir" rief ihn morgens zu sich. Flöhchen robbte vorsichtig bäuchlings zu ihm hoch, und beide blieben noch eine Weile gemeinsam liegen. Jeden Morgen. Morgenroutine für Hund und Herr. Mit Fell und Herz.

"Er hatte es gut bei mir. Ich wollte, dass er es richtig (!) gut hat."

Und seine Stimme klang wieder so warm. Und voll von Liebe für diesen kleinen Mix aus Schäferhund, Dackel und Ziege ... 

 

 

 

 

vertical_align_top
local_mall
0