Rauf auf den Hocker. Sitzen. Weißes Stöffchen um. Eine uralte Tischdecke mit Lochmuster, beladen mit Anekdötchen vom Kaffeetisch.
Ordentlich gucken. Zack. Fertig. Tadaa. Das Stöffchen kommt wieder in den Schrank.
Mein Filius sitzt auch. Er macht, was er machen muss. Weil es keine Alternative gibt und deutlich Schlimmeres, wenn er in die Corona-Welt schaut.
Täglich rackert er von morgens bis irgendwann - in der Homeschool seines Gymnasiums das Pensum ab. Seit 11 Tagen ist unser Haus für ihn alles: Klassenzimmer, Mensa, Pausenhof mit Garten.
Das klingt nach Luxus. Und fühlt sich auch so an.
Noch nie habe ich es so geschätzt, Hortensien und Rosen schneiden zu dürfen. Ich bin dankbar für diese grüne Oase, die darauf wartet, vom Winterbraun befreit zu werden. Sport findet im Gästezimmer statt und das Treffen mit seinen Freunden per Videokonferenz fröhlich am Abend. In allen Farben.
NULL Jammern. NULL Schimpfen. SECHS mal am Tag Kohldampf und EINE sichere Erkenntnis:
" ... Und werde später davon erzählen können, was in den Büchern steht ..."
Ansicht eines Teenagers. WOW.
ER weiß, er ist mitten drin. In dem Stoff, der Geschichte(n) erzählen wird über Zahlen, Daten und Fakten. Über Nachrichten, Politik, Gesundheitssystem, Helfer im Dauereinsatz, Warteschlangen, leere Regale, Ängste, Trauer, Hoffnung und #wirbleibenzuhause.
ICH weiß, diese Zeit ist nun Teil seiner jungen Geschichte, seines Drehbuchs des Lebens. Und gemeinsam arbeiten wir alle zusammen am Happy End. Dann ... kommt auch dieses Stöffchen in den Schrank. Und wir holen es immer wieder raus, um anderen unsere Geschichten zu der Geschichte zu erzählen, die in Büchern steht ...
Herzlichen Dank für´s Lesen.